Als Kind im narzisstischen Umfeld

Wenn wir klein sind, sind unsere Eltern Gott. Wir glauben alles was sie sagen und hinterfragen nicht, was sie tun. Deshalb ist diese Phase so wichtig und machtvoll in Bezug auf die Entfaltung unseres Selbst.

Ein gesundes Umfeld für ein Kind ist geprägt von Liebe, Empathie, Verständnis, Fürsorge. Dann kann es sich entfalten, lernen, Beziehungen aufbauen, seine Persönlichkeit formen. Es lernt seine Gefühlswelt kennen und damit umzugehen. Es behält sein Urvertrauen, fühlt sich geborgen.

Im narzisstischen Umfeld gibt es aber keine eigene Entwicklung…

Mutter, Vater, oder gar beide narzisstisch?

Der Einfachheit halber spreche ich im Folgenden von der narzisstischen Mutter. Beim narzisstischen Vater verhält es sich ähnlich, wobei Männer eher offen narzisstisch sind, Frauen eher verdeckt. Und natürlich macht es einen Unterschied, ob man Tochter oder Sohn einer Narzisstin/eines Narzissten ist, denn die Eltern prägen das Männer- und Frauenbild. Dies ist wiederum wichtig für spätere Beziehungen.

Ein narzisstisches Umfeld ist geprägt von emotionalem Missbrauch in Form von Manipulation, Abwertung, Erniedrigung, Demütigung. Zuwendung gibt es (wenn überhaupt) nur unter bestimmten Bedingungen (z.B. Leistung in der Schule). Das Kind dient dazu, den fehlenden Selbstwert der Mutter zu stabilisieren. Sie hat genaue Vorstellungen, wie das Kind zu sein hat, schließlich weiß sie am besten, was gut für das Kind ist. So begründet sie es zumindest nach Außen. Da mimt sie nämlich die beste Mutter der Welt. In Wahrheit geht es garnicht um das Wohl des Kindes, sondern um ihr eigenes EGO.

Fehler und Schwächen werden geahndet, das Recht auf eigene Entscheidungen aberkannt. Die hohen Erwartungen der Mutter und das ständige Bestreben des Kindes, es ihr recht zu machen (sich die Liebe zu verdienen) führen dazu, dass das Kind lernt, seine eigenen Bedürfnisse komplett zu unterdrücken. Irgendwann nimmt das Kind seine Bedürfnisse garnicht mehr wahr, es wird zur Marionette.

Ungehorsames Verhalten wird mit Liebesentzug oder narzisstischer Wut bestraft, die nicht selten unkontrolliert und unerwartet über das Kind hereinbricht. Körperliche Gewalt in jeglicher Form, Ignorieren, heftige verbale Entgleisungen, willkürliche Strafen sind an der Tagesordnung. Das Kind weiß nie, wann es wieder losgeht, lebt in ständiger Angst, versucht alles richtig zu machen und schafft es doch nicht, weil die Launen und Erwartungen nicht vorhersehbar sind.

Das Kind lernt: ich darf nicht so sein wie ich bin, ich bin falsch, nicht liebenswert. Es kann keine stabile Persönlichkeit ausbilden. Sobald es Gefühle zeigt, werden diese bestraft. „Hör auf, rumzuheulen“, „geh in dein Zimmer und werde wieder normal“, „stell dich nicht so an“ etc. Das Kind traut seinen eigenen Gefühlen nicht mehr. Es lernt, sie zu unterdrücken, wegzusperren, ist innerlich aber schier zerrissen vor Verzweiflung.

Warum ist das Kind alleine mit dem Problem Narzissmus?

Hilfe von außen ist nicht zu erwarten, denn:

  • Das Kind denkt ja, es sei normal, so aufzuwachsen, es kennt nichts anderes, wieso also mit anderen darüber reden?
  • Wenn herauskommen würde, dass es mit anderen darüber redet, folgt der nächste Vulkanausbruch.
  • Eine narzisstische Mutter hält nach außen das Bild aufrecht, sie sei die beste, fürsorglichste Mutter der Welt, das Kind aber sei undankbar und missraten > wer wird ihm glauben?
  • Partner von Narzisstinnen sind meist Co-abhängig (jemand anderes würde das gar nicht aushalten), also selbst voll mit Angst und hilflos– auch vom anderen Elternteil ist keine Hilfe zu erwarten.

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